»Mich reizte an ›Onegin‹ vor allem, dass die Geschichte gleichzeitig ein Mythos und eine gefühlsmäßig nachvollziehbare Situation ist.« John Crankos Ballett »Onegin« zählt unangefochten zu den Meisterwerken des südafrikanischen Choreographen und gleichsam zu den berühmtesten und erfolgreichsten Handlungsballetten des 20. Jahrhunderts. Zu verschiedenen Werken des Komponisten Piotr I. Tschaikowski, allerdings nicht zu dessen Oper »Eugen Onegin«, erzählt Cranko die unglückliche Liebesgeschichte der jungen Frau Tatjana und des Antihelden Onegin. Dabei gelingt es dem Choreographen sowohl geschickt zwischen großen Ensembleszenen und intimen Momenten der vier zentralen Hauptfiguren zu changieren als auch die Handlung mittels Bewegung so zu vermitteln, dass weder eine vorherige Lektüre des Versromans von Alexander Puschkin noch ein spezifisches Wissen über das Vokabular des klassischen Balletts von Nöten sind. Stets die Figuren wie durch ein Brennglas betrachtend, macht er ihre Emotionen und Leidenschaften zum Motor seiner Dramaturgie, die das Publikum weltweit seit mehr als 50 Jahren gleichermaßen rührt und begeistert.